Wissenschaftliche Identifizierung von Nährstoffmängeln: Ein Leitfaden

In diesem Blogartikel soll ein wissenschaftlich fundierter Ansatz vorgestellt werden, um mögliche Nährstoffmängel zu identifizieren und eine gezielte Supplementation zu ermöglichen, bspw. Blutanalysen.

2/22/20256 min lesen

person injecting syringe
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In einer Zeit, in der die Bedeutung von Gesundheit und Wohlbefinden immer mehr an Bedeutung gewinnt, rücken Nahrungsergänzungsmittel zunehmend in den Fokus vieler Menschen. Allerdings ist es nicht immer einfach, den individuellen Bedarf an zusätzlichen Nährstoffen zu bestimmen. Darüber hinaus ist es wichtig, eine unnötige Supplementierung zu vermeiden, da eine übermäßige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln unter Umständen sogar gesundheitliche Risiken bergen kann. Eine unkontrollierte Einnahme bestimmter Vitamine, Mineralstoffe oder anderer Nährstoffe kann zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Verdauungsstörungen, Herzrhythmusstörungen oder Leberschäden führen. Daher ist es entscheidend, den individuellen Bedarf genau zu analysieren und Nahrungsergänzungsmittel nur dort einzusetzen, wo ein tatsächlicher Mangel besteht. Dies erfordert ein tieferes Verständnis der Körperfunktionen und eine sorgfältige Beurteilung der Laborwerte. In diesem Blogartikel soll ein wissenschaftlich fundierter Ansatz vorgestellt werden, um mögliche Nährstoffmängel zu identifizieren und eine gezielte Supplementation zu ermöglichen.

1. Identifizierung von Nährstoffmängeln

Wie lässt sich nun der individuelle Bedarf an Nährstoffen ermitteln? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um potenzielle Mangelerscheinungen aufzuspüren [1]. So können zunächst Symptome und Beschwerden, die auf einen möglichen Mangel hinweisen, sorgfältig beobachtet und in einem Symptomtagebuch dokumentiert werden. Darüber hinaus bietet die Analyse von Bluttests eine wichtige Grundlage, um den Versorgungsstatus mit bestimmten Nährstoffen zu beurteilen [2].

In Abschnitt 3 wird vertieft auf das Thema Blutanalyse eingegangen.

1.1 Symptomtagebuch

Neben Bluttests bietet auch die Führung eines Symptomtagebuchs wichtige Erkenntnisse, um den individuellen Nährstoffbedarf zu identifizieren. Hier können Beschwerden wie Müdigkeit, Konzentrationsschwäche, Haarausfall, trockene Haut oder Gelenkschmerzen genau protokolliert werden. Im Vergleich zum Verlauf können dann Rückschlüsse gezogen werden, welche Nährstoffe möglicherweise fehlen oder im Übermaß vorhanden sind.

1.2 Ernährungstagebuch

Ebenso hilfreich ist die Führung eines Ernährungstagebuchs über einen längeren Zeitraum. Hier lässt sich die tatsächliche Zufuhr an Makro- und Mikronährstoffen durch die Nahrung erfassen und mit dem individuellen Bedarf abgleichen. Es ist etwas aufwendig, aber es gibt mittlerweile smarte Lösungen per App, welche den Zugang zu solch wertvollen Informationen erheblich erleichtern. Am besten wird ein Ernährungstagebuch mit einem Symptomtagebuch geführt.

1.3 Haaranalysen, Bioimpedanzmessungen und weiterführende Messverfahren

Die Aussagekraft von erweiterten Testverfahren wie Haaranalysen und Bioimpedanzmessungen umstritten. Diese Methoden können zwar zusätzliche Informationen liefern, ihre Zuverlässigkeit und Validität sind jedoch oft fragwürdig. Experten empfehlen daher, sich primär auf Bluttests und ein Symptomtagebuch zu stützen, um den individuellen Nährstoffbedarf fundiert zu beurteilen.

1.4 Zusammenfassung

Zusammengenommen geben Bluttests, Symptomtagebücher und Ernährungsanalysen ein umfassendes Bild des individuellen Nährstoffstatus. Erst die Gesamtschau dieser Faktoren erlaubt eine solide Einschätzung, ob und wo Supplementation sinnvoll sein kann, um Mangelerscheinungen zu beheben und die Gesundheit ganzheitlich zu optimieren.

Letztlich ist die Identifizierung des individuellen Supplementbedarfs ein komplexer Prozess, der verschiedene Informationsquellen und eine ausführliche Analyse erfordert. Nur so lassen sich die Zusammenhänge zwischen Nährstoffversorgung, Symptomen und Gesundheitszustand verstehen und geeignete Maßnahmen ableiten.

2. Blutanalysen

Bluttests können wichtige Erkenntnisse über den Versorgungsstatus mit verschiedenen Nährstoffen liefern. Um diese Informationen richtig zu interpretieren, ist es entscheidend, die relevanten Referenzwerte für die jeweiligen Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente zu kennen und deren Bedeutung zu verstehen. Typischerweise werden im Labor Richt- oder Grenzwerte verwendet, die als Orientierung dienen, um mögliche Mangelerscheinungen oder Überschreitungen zu identifizieren. Dabei ist es wichtig, die individuellen Werte im Kontext des Gesamtbildes zu betrachten, da Nährstoffe oft komplex miteinander interagieren. Nur so lassen sich fundierte Rückschlüsse auf den tatsächlichen Bedarf und möglichen Handlungsbedarf ziehen. [2]

Wichtige Marker beim Bluttest sind: [2] [3]

2.1 Wasserlösliche Vitamine

  • Vitamin B1: Der Normalbereich beträgt 4 bis 50 μg/l.

  • Vitamin B2: Der Referenzbereich liegt zwischen 4 und 20 μg/l.

  • Vitamin B3: Für Niacinäquivalente wird ein Normbereich von 7 bis 23 mg/l angegeben.

  • Vitamin B5: Der Normalwert für Pantothensäure beträgt 2 bis 10 μg/l.

  • Vitamin B6: Der Referenzbereich für Pyridoxin liegt zwischen 4 und 20 μg/l.

  • Vitamin B6: Hier liegt der Referenzbereich zwischen 5 und 50 μg/l.

  • Vitamin B7: Für Biotin liegt der Referenzwert zwischen 100 und 600 ng/l.

  • Vitamin B9/Folsäure: Der Zielbereich liegt zwischen 6 und 20 ng/ml.

  • Vitamin B12: Sollwert 200-900 pg/ml

  • Vitamin C: Der Referenzbereich erstreckt sich normalerweise von 0,4 bis 2,0 mg/dl.

2.2 Fettlösliche Vitamine

  • Vitamin A: Der Normalbereich für Vitamin A liegt zwischen 30 und 80 μg/dl.

  • Vitamin D: Sollwert 30-80 ng/ml

  • Vitamin E: Der Referenzbereich für Vitamin E liegt zwischen 5 und 20 mg/l.

  • Vitamin K: Normalbereich 0,1-2 μg/l

2.3 Mineralstoffe und Spurenelemente

  • Natrium:Referenzbereich 136-145 mmol/l

  • Kalium: Normalbereich 3,5-5,1 mmol/l

  • Magnesium: 0,7-1,1 mmol/l

  • Calcium: Normalbereich 2,1-2,6 mmol/l

  • Phosphor: 0,8-1,5 mmol/l

  • Schwefel: 20-50 mmol/l

  • Eisen: Frauen 60-170 μg/dl, Männer 80-180 μg/dl

  • Kupfer: 70-140 μg/dl

  • Jod: 93-220 μg/l

  • Zink: 60-130 μg/dl

  • Eisen: Normwerte 40-300 μg/dl

  • Zink: 60-130 μg/dl

  • Selen: 50-150 μg/l

2.4 Fettsäureprofil

Laut Studien sollte der Anteil der Omega-3-Fettsäuren für eine optimale Gesundheit zwischen 8 und 12 % der Gesamtfettsäuren im Blut betragen, oft auch Omega-3-Index genannt. Ein weiterer wichtiger Indikator ist das Verhältnis der Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren im Blut. Dieses Verhältnis gibt Aufschluss über die Ausgewogenheit der Fettsäureversorgung, die für viele Körperfunktionen von entscheidender Bedeutung ist. Studien zeigen, dass ein optimales Omega-3 zu Omega-6 Verhältnis zwischen 1:1 und 1:4 liegen sollte, um das Risiko für entzündliche Prozesse, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und andere chronische Leiden zu senken. Um dieses Verhältnis zu bestimmen, wird das Fettsäureprofil der roten Blutkörperchen analysiert, das ein genaues Abbild der individuellen Fettsäureversorgung liefert. Um das Verhältnis der Fettsäuren zu bestimmen, wird das Fettsäureprofil der roten Zellmembran der roten Blutkörper analysiert. [2] [4] [5]

2.5 Hormone

Hormonstörungen können ebenfalls auf einen Nährstoffmangel hinweisen. Hier können Bluttests auf Schilddrüsenhormone, Sexualhormone, Kortisol und andere Marker helfen, um mögliche Dysbalancen aufzudecken und entsprechend gegenzusteuern. Eine Analyse des Blut-Cortisol-Spiegels kann daher wertvolle Informationen über den Stress- und Hormonhaushalt liefern. Ebenso kann eine Untersuchung der Insulinwerte Aufschluss über den Glukosestoffwechsel und mögliche Anzeichen von Insulinresistenz oder Diabetes geben. Die Schilddrüsenparameter, wie TSH, T3 und T4, geben wiederum Aufschluss über die Funktion der Schilddrüse und können Hinweise auf eine Unter- oder Überfunktion liefern, die mit vielen gesundheitlichen Beschwerden in Verbindung stehen können. Beispielsweise kann ein Magnesiummangel die Regulation des Kortisolspiegels beeinträchtigen und sich auf das Stressempfinden auswirken. Eine Störung des Hormonhaushalts äußert sich oft in Symptomen wie Müdigkeit, Erschöpfung, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen oder Verdauungsproblemen und sollte durch gezielte Laboruntersuchungen abgeklärt werden.

Hier sind einige Richtwerte für relevante Hormontests: [4] [5] [2] [3]

  • TSH: 0,4-4,0 mU/l

  • Freies T4: 0,9-1,7 ng/dl

  • Freies T3: 2,4-4,2 pg/ml

  • Cortisol: Morgens 6-23 μg/dl, abends 3-16 μg/dl

  • Insulin: 2-25 μU/ml

  • DHEA-S: Frauen 35-430 μg/dl, Männer 80-560 μg/dl

  • Testosteron: Frauen 10-75 ng/dl, Männer 300-1100 ng/dl

  • Östradiol: Frauen 12-395 pg/ml, Männer 10-60 pg/ml

  • Progesteron: Frauen 0,2-28 ng/ml, Männer 0,1-1,0 ng/ml

2.6 Weitere Blutmarker

Für ein vollständiges Bild des Nährstoffstatus sollten auch andere Blutmarker analysiert werden, wie zum Beispiel:

  • Entzündungsparameter wie Homocystein, hsCRP, Fibrinogen, Leukozyten

  • Blutzucker, HbA1c

  • Cholesterin, Triglyceride, HDL, LDL

Erhöhte Homocystein-Werte können auf einen Mangel an Vitaminen der B-Gruppe hinweisen, was mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung steht. Ein erhöhter hsCRP-Wert ist wiederum ein Indikator für Entzündungsprozesse im Körper, die mit verschiedenen chronischen Erkrankungen wie Diabetes, Krebs oder Autoimmunerkrankungen in Zusammenhang stehen. Die Analyse dieser komplexen Biomarker kann daher wertvolle Hinweise geben, um einen ganzheitlichen Überblick über den individuellen Gesundheitsstatus zu erhalten.

2.7 Interpretation der Bluttestergebnisse

Um den individuellen Nährstoffbedarf beurteilen zu können, ist es wichtig, die Blutwerte im Kontext des Gesamtbildes zu betrachten. Nur so lassen sich fundierte Rückschlüsse auf den tatsächlichen Handlungsbedarf ziehen. Während Werte außerhalb des Referenzbereichs auf einen Mangel oder eine Überschreitung hinweisen können, müssen diese Ergebnisse stets im Zusammenhang mit Symptomen, Beschwerden und anderen Laborparametern interpretiert werden.

Bluttests können zwar wichtige Hinweise auf mögliche Mangelerscheinungen geben, allerdings sind die Referenzwerte oft relativ weit gefasst und nicht immer optimal an den individuellen Bedarf angepasst. Daher sollten die Ergebnisse stets kritisch hinterfragt und in Kombination mit anderen Informationsquellen betrachtet werden. Eine Konsultation von Labor und Arzt ist also essenziell für eine fundierte Analyse.

3. Schlussfolgerung

Aufgrund der potenziellen Risiken und Interaktionen von Nährstoffsupplementen ist es wichtig, einen individuell angepassten und fachlich abgestimmten Ansatz zu wählen. Anstatt sich auf einzelne Wirkstoffe zu fokussieren, empfiehlt sich ein ganzheitlicher Blick auf den gesamten Organismus. Der Schlüssel liegt darin, die Ursachen von Nährstoffungleichgewichten aufzudecken und diese durch eine Optimierung der Ernährung, Lebensweise und Supplementation gezielt auszugleichen.

Eine ausgewogene Ernährung sollte dabei immer Priorität haben. Nur wenn trotz einer gesunden Ernährung weiterhin Defizite bestehen, kann der gezielte Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll sein. [3] [2]

Grundsätzlich sollten Präparate mit hochwertigem, bioverfügbarem Material und in ausgewogener Zusammensetzung gewählt werden, um eine optimale Aufnahme und Wirkung zu gewährleisten. Dafür ist diese Website da.

Quellenverweise:

[1] P. Noble, “Nahrungsergänzungsmittel,” Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, vol. 60, no. 3. Springer Science+Business Media, p. 260, Jan. 09, 2017. doi: 10.1007/s00103-016-2499-0.

[2] H. Staudte, “Essenziell wichtig!,” Oct. 31, 2014, Georg Thieme Verlag. doi: 10.1055/s-0034-1395397.

[3] V. Schmiedel, “Nährstoffe – Power für das Immunsystem,” Aug. 01, 2020, Georg Thieme Verlag. doi: 10.1055/a-1205-8036.

[4] L. M. Neufeld and B. M. Cameron, “Identifying Nutritional Need for Multiple Micronutrient Interventions,” Journal of Nutrition, vol. 142, no. 1. Elsevier BV, Dec. 02, 2011. doi: 10.3945/jn.111.138677.

[5] BS, “B-Vitamine und Omega-3-Fette schützen nicht vor Krebs,” Mar. 01, 2012, Springer Science+Business Media. doi: 10.1007/s15006-012-0221-1.